Normalität

Normalität

Das Coronavirus trifft uns nicht alle gleich. Und dieses Ungleichverhältnis spiegelt wieder, welche Missverhältnisse vor der Krise unter Normalität zusammengefasst
wurden.

Im Zusammenhang mit den Debatten um das Coronavirus, um Öffnungen und Einschränkungen wird oft davon gesprochen, zu einer Normalität zurückkehren zu wollen. Dabei hinterfragen aber insbesondere
feministische Analysen der Corona-Krise, was diese Normalität auszeichnet und inwiefern es überhaupt Ziel sein sollte, zu diese Normalität wieder herzustellen: Denn die Corona-Krise ist ein Einschnitt, durch den einmal mehr vorhandene Ungleichheiten radikal zum Vorschein kommen. Von welcher Normalität sprechen wir also? Angelehnt an das Verständnis feministischer Wissenschaftskritik kann diese
Normalität als hierarchische Privilegierung dominanter maskuliner, weißer Perspektive markiert werden. Dahingehend bedeutet Normalität ein hierarchisches Ungleichverhältnis, das einen angenehmen Alltag für manche auf Kosten anderer Subjekte ermöglicht. Längst ist klar: Das Coronavirus trifft uns nicht alle gleich. Und dieses Ungleichverhältnis spiegelt wieder, welche Missverhältnisse vor der Krise unter
Normalität zusammengefasst wurden. Im Juni 2020 hat die Sektion Politik und Geschlecht der
Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) einen Appell zum (wissenschafts-)politischen Umgang mit der Corona-Krise herausgegeben. Darin wird sowohl nach dem Begriff Normalität gefragt, das Machtverhältnis im Umgang mit der Krise thematisiert, als auch ausgehend von einem feministisch-wissenschaftlichen Kritikverständnis nach einem wissenschaftspolitischen Umgang gesucht. Dabei wird insbesondere die intersektional vergeschlechtlichte Dimensionen der Corona-Krise betont und in den Blick genommen: „Die Corona-Krise hat (auch) ein Geschlecht.“ Anschließend wird die universelle
Perspektive kritisiert, unter dieser aktuell Wissenspolitik betrieben wird. Gegen die epistemische
Souveränität wird die Notwendigkeit betont, situierte, markierte Positionen in den Coronadiskursen zu bedenken und zu stärken. Wer spricht und wer nicht? Wer veröffentlicht und wer nicht? Wer analysiert und wer nicht? Für wen werden die Coronamaßnahmen konzipiert und für wen eben nicht?


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